Diese Wende bringt einige Vorteile. Neben der Minimierung des Kernkraftrisikos werden weniger Treibhausgase in die Umwelt abgegeben und Deutschland wird unabhängiger von ausländischen Energielieferungen.
Andererseits stellt sie auch eine Herausforderung dar. Nicht nur die neuen Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, auch innovative Herstellungstechniken, die Stromspeicher und ein modernes Stromnetz haben buchstäblich ihren Preis. Dazu müssen Gebäude so saniert werden, dass Wärme effizient und clever genutzt werden kann.
Hohe Kosten, großer Nutzen?
Mittelfristig sind hierfür bedeutende Milliardeninvestitionen notwendig. Berechnungen von Experten ergeben einen zukünftigen Sanierungsbedarf von bis zu 90 Prozent der Gesamtwohnfläche in Deutschland. Diese Investitionen sind mit zahlreichen Anreizen verbunden, beispielsweise im Bereich der Solar- und Windanlagen. Hier sind bis dato bereits viele Arbeitsplätze und Umsätze generiert worden – und die Branche wächst zusehends.
Immer größer wird auch die Unabhängigkeit von den Energieimporten. Die Milliardeneinsparungen machen alle Verbraucher nach und nach unabhängiger von in der Zukunft womöglich explodierenden Weltmarktpreisen bei Erdöl und Erdgas. Noch ein Plus: Deutschland besitzt schon jetzt eine Vorreiterrolle beim Export bedeutender Umweltschutzgüter und -technologien.
Arbeit und Wachstum schafft auch die umfassende energetische Gebäudesanierung. Örtliche Handwerksbetriebe aus dem Mittelstand stellen ihr umfassendes Know-how in den Dienst der Energiewende, gleichzeitig werden hier Arbeitsplätze geschaffen und abgesichert. Gleiches gilt auch für das Segment Energieforschung.
Vorteile der Energiewende vs. Nachteile der Energiewende
Alle Bürger sollen also mithelfen: Entsprechend ergeben sich aus dem „Erneuerbare-Energien-Gesetz“ (EEG) Umlagen auf den Strompreis. Andererseits gibt es Abnahmegarantien für regenerative Energien, die mittelfristig zu einer Reduktion der Börsenstrompreise führen sollen. Denn dem vergrößerten Stromangebot steht eine verhältnismäßig gleichbleibende Nachfrage gegenüber. Diese Effekte können sich positiv bzw. günstig auf den Strompreis auswirken.
Die ökologischen Vorteile der Energiewende sind bedeutend und unbestritten: Millionen Tonnen Treibhausgase werden eingespart. Davon profitieren nicht nur unser Klima und die Luft, sondern auch die Gebäudesubstanz im Land. Nicht zuletzt dieser Vorteile wegen steht die Mehrheit der Verbraucher hinter der Energiewende. Sie befürwortet den Atomausstieg und den verstärkten Energieausbau – obwohl das positive Meinungsbild durch die derzeit hohen Strompreise, diverse Streitereien und Fehler beim Stromnetzausbau getrübt wird.
Aktuelle Umfragen lassen aber bereits ein erstes Fazit zu: Die Energiewende ist derzeit eine schlecht umgesetzte, aber gute Idee. Damit die positiv ausfallende Akzeptanz nicht verspielt wird, sind umfassende Korrekturen notwendig. Neben steigenden Umlagen müssen die Energieanbieter Vorteile des Strompreisrückgangs an den internationalen Strombörsen direkter an die Verbraucher weitergeben.
Die immensen Kosten sind Nachteile der Energiewende, die auf den Prüfstand gehören. So sind die Kosten für den Ausbau verschiedener Windparks auf hoher See wesentlich höher als für entsprechende Anlagen an Land. Teure Offshore-Energie steht günstigerem, dezentralem Ausbau mit Windrädern und Solarparks an Land und in der Nähe der Verbraucher gegenüber.
Der Ausbau der Stromnetze entwickelt sich zu einem weiteren Kritikpunkt – selbst die Bundesnetzagentur drängt auf einen schnelleren Ausbau der notwendigen Trassen. Denn die Verzögerungen tragen zur Kostenexplosion bei. Allein das notwendige Hoch- und Herunterfahren verschiedener Kraftwerke kostet den Verbraucher Hunderte Millionen Euro jährlich. Das schlägt sich unmittelbar im geforderten Netzentgeltanteil für jeden Haushalt nieder.
Die Energiewende als Verbraucher nutzen
Auch die Haushalte selbst können die anfallenden Kosten senken und damit die Energiewende als Verbraucher nutzen. Sie können sich z.B. den ständig zunehmenden Wettbewerb der Anbieter um neue Kunden clever zunutze machen. Aber stattdessen bleiben viele Haushalte unbesehen schon über Jahre bei ihren gewohnten Energielieferanten, die wiederum von stetig ansteigenden Gewinnen profitieren können. Deshalb sehen sie immer noch keine ausreichende Notwendigkeit, gesunkene Börsenpreise an ihre Kunden weitergeben zu müssen.